Erst vor kurzem wurde ein Artikel veröffentlicht, in dem es um Attachment Parenting ging. Die Kernaussage darin war, das dies als Selbstaufgabe der Eltern bezeichnet wurde. Durch diese Aussage wird Attachment Parenting in ein schlechtes Licht gerückt. Wo aber ganz das Gegenteil eigentlich der Fall ist. Denn eigentlich geht es doch um Selbstfürsorge und um Liebe zu meinem Kind, zu unseren Kindern. Dieser Text hat mich nachdenken lassen, und mir bestätigt das wir unseren eigenen Weg als Familie weiter gehen wollen, ohne uns verunsichern zu lassen. Unser Weg der bindungsorientierten Elternschaft. Denn genau dies ist es was Attachment Parenting eigentlich beabsichtigt.
Was genau bedeutet eigentlich Attachment Parenting? Was sind die 7 Baby – Bs?
Der Begriff Attachment Parenting stammt vom amerikanischen Kinderarzt William Sears und beschreibt eine Erziehungslehre die auf der Bindung zwischen Eltern und Kind und das Vertrauen in sich selbst, die eigenen Instinkte und die Kompetenz des Babys basiert. Eckpfeiler seiner Lehre sind die 7 Baby-Bs die nicht als starre Regeln, sondern als Hilfsmittel für eine eine bindungsorientierte Elternschaft gesehen werden sollten.
Birth Bonding (Bindung nach der Geburt durch Haut-an-Haut-Kontakt )
Breastfeeding (Stillen nach Bedarf)
Babywearing (Das Tragen des Kindes in Tuch oder Tragehilfe)
Bedding close to baby (Das gemeinsame Schlafen im Familienbett)
Belief in the language value of your baby’s cry (Glaube an die Signale des Babys)
Beware of baby trainers (Vorsicht vor Babytrainern)
Balance and boundaries (Gleichgewicht und Grenzen)
Welche Bs jeder davon umsetzt in seiner eigenen Familie, das bleibt jedem natürlich selbst überlassen. Wir gehen auf die Bedürfnisse unseres Kindes ein, Tragen, Stillen und achten auf die Signale unseres Babys. Wir versuchen auf die Bedürfisse zu achten und wahren unsere eigenen Grenzen und achten dabei auf das Gleichgewicht aller Familienmitglieder. DAs gemeinsame Schlafen im Familienbett haben wir zum Anfang umgesetzt, dann sind wir umgestiegen auf das Schlafen im Beistellbett, welches trotzdem noch im Schlafzimmer steht, direkt neben unserem Elternbett.
Was Attachment Parenting für uns bedeutet
Wir möchten das unser Kind in einer geborgenen Umgebung aufwächst. Es soll liebevoll behandelt werden und die Signale die unser Babymädchen äußert sollen wahrgenommen werden und dementsprechend auch danach gehandelt werden. Liebevolles Familienleben ist das was wir unserer Tochter vorleben möchten. Sie soll stets das Gefühl haben das wir immer für sie da sind, sich sicher und gut aufgehoben fühlen.
Es gibt bei uns keine starren Regeln, unser Kind muss sich nicht an die Vorgaben halten die vielleicht für andere Kinder zutreffen könnten. Es muss nicht einschlafen mit Zwang, es wird nicht weinend zurück gelassen und es muss auch nicht ihr Essen aufessen wenn es keinen Hunger mehr hat. Es muss vor allem nicht durchschlafen, denn wie ich bereits hier geschrieben habe, ist es völlig in Ordnung und ganz normal das Babys nicht durchschlafen müssen. Wir müssen nicht irgendetwas müssen. Wir richten uns nach den Bedürfnissen unseres Kindes und lassen es selbst entscheiden wann es für etwas bereit ist. Die Signale die es uns gibt sagen uns schon wann sie bereit ist etwas bestimmtes zu tun.
Auch wir Eltern müssen nichts, denn so entsteht auch nicht der Druck etwas tun zu müssen, nur weil andere das so tun. Wir gehen unseren eigenen Weg, der gut ist für unsere Familie. Wir müssen nicht aufhören unser Kind zu stillen, wenn es noch nicht bereit dazu ist, wir müssen nicht warten bis unser Kind weinend eingeschlafen ist, weil keiner kommt und es resigniert. Wir sind immer für unser Kind da, und zwar sofort wenn es uns braucht.
Für uns bedeutet Attachment Parenting das wir keinen Zwang haben irgendetwas zu müssen, wir können es tun, müssen aber nicht. Wir können den Weg wählen den wir für richtig halten für uns als Familie. Attachment Parenting hat für uns auch nichts mit Selbstaufgabe zu tun. Ich muss mich nicht selbst aufgeben, ich sorge für mich selbst, für uns als Paar, für unser Kind und für uns als Familie. Wir gehen auf alle unsere Bedürfnisse ein. Selbstfürsorge ist ein wichtiger Punkt dabei, wir müssen auch für uns selbst sorgen, für uns als Eltern, damit wir für unser Kind sorgen können. Wenn wir auf die Bedürfnisse unseres Kindes eingehen, ist es nicht der Fall das wir nicht mehr auf unsere Bedürfnisse hören. Beides gehört zusammen um als Famile zu funktionieren.
Es gibt immer Zeiten in denen Kinder besonders viele Bedürfnisse haben, dann stecken wir unsere eigenen Bedürfnisse eben auch etwas weg. Aber mein Kind ist klein, es kann sich schließlich noch nicht selbst versorgen und braucht uns, dann ist es doch klar das ihre Bedürfnisse vor gehen und ich meine zurück stecke. Es kommen auch wieder andere Zeiten, und in diesen Zeiten sorgen wir wieder mehr für uns, für unsere Bedürfnisse. Wenn ich meine Bedürfnisse zurück stecke, weil ich für mein Kind da sein möchte, das mich gerade dringend braucht, dann ist das für mich keine Selbstaufgabe. Ich bin Mutter, wir sind Eltern, es ist selbstverständlich das man das so macht, für mich, für uns.
Wie Attachment Parenting in unserem Alltag umgesetzt wird
Wir entscheiden immer nach dem was sich für uns richtig anfühlt. Wir versuchen stets die Signale unseres Kindes wahrzunehmen und diese umzusetzen.
Wenn mein Kind noch stillen möchte, weil es das gerade jetzt braucht, sich in einer schwierigen Lage befindet, ein Entwicklungsschub ansteht oder es einfach Trost braucht und gerne dabei einschlummert, dann machen wir das so. Ich hinterfrage nicht wieso, mein Kind braucht es, dann soll es das doch bekommen. Ich muss mich nicht rechtfertigen wieso es so ist, ich mache es einfach, weil ich merke das es gerade gut und wichtig ist für mein Kind.
Wir haben die ersten Monate sehr viel getragen, der Papa und ich auch und tun es auch heute noch. Der Papa trägt sein Mädchen gerne in den Schlaf, wenn es anders einfach nicht zur Ruhe kommt. Beide genießen die Nähe zueinander sehr. Es ist ihr kleines Ritual geworden. Es tut unserem Kind gut, und wenn sie es noch braucht dann kann sie es natürlich noch bekommen.
Unser Kind schläft zwar nicht mehr in unserem Elternbett, aber es bleibt natürlich in unserer Nähe im Beistellbett. Wir müssen nicht erst irgendwo hin wandern in der dunklen Nacht, erst aufstehen um unser Kind Trost zu spenden, weil es im dunkeln Angst bekommt oder um zu stillen wenn es durstig ist. So bekommen wir alle besseren Schlaf als wenn wir getrennt voneinander schlafen würden. Wir sind sofort da wenn sie uns braucht und können sofort weiterschlafen wenn sie wieder eingeschlafen ist.
Unser Kind kann entscheiden was wann für es richtig ist, es kann dadurch lernen selbst auf seine Bedürfnisse zu hören und zu erkennen welche dies sind. Wir Eltern sind dadurch viel entspannter, weil wir nicht den Drang haben das etwas jetzt passieren muss. Dieser Drang ist weg und lässt uns ohne Hektik und Stress durch den Alltag gehen. Man kann mit bestimmten Situationen besser umgehen, wenn man weiß man muss nicht etwas tun, oder das Kind muss nicht etwas bestimmtes tun. Es ist so wie es jetzt gerade gut ist für uns, und unser Kind. Wenn unser kind lernt auf seine Bedürfnisse zu hören und sie wahrzunehmen, dann wird es später ihrer Selbstständigkeit zu Gute kommen. Wir als Eltern haben dadurch wiederum mehr Freiraum, Zeit für uns zu sorgen und entspannt zu sein. Selbstfürsorge. Machtkämpfe mit unserem kind fallen weg, wenn es etwas nicht essen mag, dann ist das so, dann muss ich nicht kämpfen das es dies oder das essen soll. Dann isst es eben etwas anderes. Ich muss nicht haufenweise Geld für Gläschen ausgeben, unser Kind isst das mit was wir essen weil es das von Anfang an machen konnte bei uns. Ich muss mich nicht an Beikostpläne halten, unser Kind zeigt mir wann es bereit ist zu essen und was es essen möchte. Wir haben dadurch einfach einen größeren Spielraum, fühlen uns nicht eingeschränkt in unseren Handlungen und leben so wie wir es möchten und für richtig halten.
Achtsamkeit, Bedürfnisse und Selbstständigkeit
Achtsamkeit vorleben, auf die eigenen Bedürfnisse und die der anderen achten und füreinander da sein, die Gewissheit haben ich werde geliebt, so wie ich bin, und ich fühle mich geborgen und sicher, weil immer jemand für mich da ist, das ist es was wir unserem Kind mitgeben möchten. Wir schenken ihr unsere Liebe und bekommen so viel davon wieder zurück. Wir sehen wie toll sie sich entwickelt, wie fröhlich sie ist und wie gerne sie die Welt entdeckt und erkundet und groß wird. Wir lassen sie machen und vertrauen ihr damit sie sich frei entfalten kann und nicht mit Zwang groß wird. Dabei wollen wir sie unterstüzen, damit sie slebstständig ins Leben gehen kann und frei sein kann immer voller Liebe zu sich selbst und zu anderen! Attachment Parenting ist die natürlichste Form der Erziehung und Beziehung, und genau das brauchen unsere Kinder!
Eure Steffi
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