Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, das unser Herbstwunder ein Tragebaby ist. Sie mochte den Kinderwagen am Anfang nicht so sehr und war eher unruhig darin oder hat geweint. Aus diesem Grund wurde hier der Kinderwagen in der Anfangszeit auch eher selten benutzt und die Trage kam öfter zum Einsatz. Auch heute tragen wir noch sehr viel, zum einschlafen vor allem. Und wenn man sich mal genauer mit dem Thema Tragen befasst, wird auch klar warum sehr viele Babys das so mögen. Oft hört man ja auch das das Tragen eher schädlich sei für das Baby, für die Haltung zum Beispiel. Jeder sollte natürlich für sich selbst und sein Baby entscheiden, was das Richtige ist. Ich möchte jedoch heute ein paar Fakten zusammen tragen, rund um das Thema Tragen und somit verdeutlichen welche Vorteile das Tragen von Babys mit sich bringt.
Babys brauchen Hautkontakt
Wie wichtig Hautkontakt für ein Baby ist, das ist bereits bewiesen. Eine veröffentlichte Studie aus der Zeitschrift Pediatrics belegt, das das Kuscheln mit Babys und das Tragen von Babys auf die soziale und körperliche Entwicklung Einfluss hat. Die Forscher in dieser Studie haben über einem Zeitraum von 20 Jahren festgestellt, das Frühchen, die gleich nach der Geburt oft Haut an Haut Kontakt mit ihrer Mutter oder ihrem Vater hatten, sehr davon profitierten. Sie sind heute nämlich als Erwachsene beruflich erfolgreicher als diejenigen die den engen Körperkontakt nicht erfuhren. Zudem haben diese Kinder als Erwachsene einen höheren IQ. Dieses gilt natürlich auch für Kinder die termingerecht zur Welt gekommen sind. Das belegt nämlich eine andere Studie aus dem Jahr 2012. Darin heisst es, das Babys die nach der Geburt viel Hautkontakt hatten insgesamt weniger weinten und bessere Lungen – und Herzwerte hatten. Das Stillen klappte bei diesen Kindern ebenfalls besser. Das viele Kuscheln und Tragen wirkt sich natürlich auch positiv aus über das Neugeborenen Alter hinaus, denn dadurch sind Babys insgesamt zufriedener.
Körperliche Nähe reduziert die Symptome von Koliken und lässt zum Beispiel den Schmerz einer Impfung besser ertragen, wenn man sein Baby dabei hält. Körperliche Zuwendung und viel Hautkontakt haben einen positiven Effekt auf die gesamte Entwicklung des Gehirns. Es gibt also zahlreiche Studien darüber, die das belegen wie positiv dies ist. Wenn wir uns dazu noch in anderen Kulturen umsehen, können wir ebenfalls feststellen, das dort viel getragen wird. Tragen liegt in der menschlichen Natur. Es ist ein in der menschlichen Stammesgeschichte verwurzeltes Verhalten. In Afrika zum Beispiel ist das Tragen von Babys Gang und Gebe.
Eine gute und sichere Bindung zwischen Eltern und Kind ist unerlässlich, in den Ländern in denen das Leben von Armut geprägt ist. Es ist dort Tradition und Fürsorge. Die Technik des Tragens wird von Generation zu Generation weiter vermittelt. Eine Trageberatung oder Trageanleitung ist dort nicht notwendig, es ist selbstverständlich das man sein Baby trägt. Zudem ist es ja auch viel praktischer, da die meisten afrikanischen Straßen nicht dazu geeignet sind einen Kinderwagen vor sich her zu schieben. Westliche Kulturen halten den Kinderwagen für sehr sicher, Afrikaner würden ihr Kind nie vor sich her schieben.
Untersuchungen zeigten dass in Ländern mit Tragekulturen Erkrankungen wie Hüftdysplasien, postpartale Depressionen und auch Skoliosen äußerst selten vorkommen. Dies soll nicht nur genetisch bedingte Ursachen haben, sondern auch mit der Art und Weise der Kinderbetreuung zu tun haben, also mit dem frühen Beginn des Tragens am Körper in Tüchern. Durch die Bewegung der Eltern die das Kind tragen, bewegt sich der Körper des Babys ebenfalls mit und kann dadurch auch besser Muskeln aufbauen, als wenn es nur irgendwo liegt und sich dabei nicht mitbewegt.
In anderen Kulturen ist das Tragen normal
Gestresste Mütter durch scheinbar tyrannisierende Säuglinge gibt es in Afrika eher nicht. Die Kinder sind weder verwöhnt noch unselbständig, das Gegenteil ist der Fall. In westlichen Kulturen wird Babygeschrei in Stunden pro Tag gemessen, in Tragekulturen in Minuten pro Tag. Schreikinder sind ein typisch westliches Problem, das es in vielen anderen Ländern nicht gibt. Die Kinder in tragenden Kulturen werden die überwiegende Zeit des Tages getragen und sind von Anfang an vollkommen in die Familie und deren Leben integriert. Haben diese Völker falsche Erziehungsmethoden? Sind sie gar unterentwickelt? Die moderne Welt, unsere Welt schiebt ihre Kinder in Kinderwägen. Das erscheint viel sicherer, bequemer und besser für den Säugling? Oder etwa nicht? Warum tragen so viele Mütter auch heute noch ihre Kinder? Ganz einfach: es geht nicht anders. Dort gibt es keine Krabbelgruppen oder Kitas, die Kinder leben das Leben in der Familie, von Anfang an. Die Eltern richten ihr Leben nicht nach dem Kind aus, das Kind muss sich in das bestehende Leben eingewöhnen. In Ländern mit Tragekulturen verstünde man unsere Handhabe nicht. Das Kind einfach ablegen, es allein liegen lassen wird dort nicht verstanden. Das Liegenlassen stellt in manchen Ländern sogar eine Gefahr dar. Das Tragen wird also zum Muss.
Natürlich ist das Tragen bei uns nicht unbedingt notwendig aber ist es falsch? Das Tragen ist der sanfte Übergang ins wahre Leben. Nach der Enge im Uterus erlebt das Kind seine Umwelt zunächst von seiner sicheren Basis aus. Die Nähe zum Kind und der praktische Nutzen machen das Tragen auch in unserer modernen Welt sinnvoll.
Wie handhabt ihr das mit euren Kindern? Seid ihr auch Trage Eltern oder favorisiert ihr den Kinderwagen?
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