Und plötzlich ist er da der Moment. Wir haben abgestillt. Nach fast 17 Monaten Stillzeit. Der Anfang war hart, es tat sehr weh, war begleitet von vielen Schmerzen und Tränen. Dennoch habe ich es durchgezogen und bin im Nachhinein sehr froh darüber. Ich bin stolz das wir so lang gestillt haben, stillen konnten. Nie im Leben hätte ich gedacht das ich zu einer sogenannten Langzeit Stilleren gehören werde. In der Öffentlichkeit jedoch habe ich es immer vermieden zu stillen. Das mochte ich persönlich für uns einfach nicht so gern. Jede Mama hat natürlich ihren eigenen Weg. Unser Weg war für uns der beste und schönste den wir gehen konnten.
Soll ich abstillen oder nicht? Sind wir bereit dafür?
Viele Nächte und Tage des Stillens liegen hinter uns. Selbst zuletzt waren die Nächte und auch Tage geprägt davon. In den letzten Wochen dachte ich immer wieder daran unser Herbstwunder abzustillen. Es fühlte sich irgendwie nicht mehr so richtg an. Auch unser Mädchen war oft sehr zappelig und unruhig dabei. Irgendwie spürte ich das auch sie bereit sei für diesen Schritt. Ich bat um Rat bei meiner Hebamme, die damals die Geburt begleitet hatte. Zunächst habe ich es natürlich mit dem sanften abstillen probiert. Denn ich wollte nur das Beste für unser Mädchen, sie langsam daran gewöhnen nicht mehr zu stillen und auch für meinen Körper, der sich ja langsam daran gewöhnen sollte.
Wir fingen also damit an, immer eine Stillmahlzeit tagsüber weg zu lassen. Das hatte am Anfang auch funktioniert, bis dann der nächste Entwicklungsschub kam und gleichzeitig auch die Backenzähne durchbrachen. Das Mädchen wollte wieder vermehrt an die Milchquelle, und so ließ ich sie auch. Denn ich brachte es einfach nicht übers Herz ihr das Trostmittel ihrer Wahl zu nehmen in einer Zeit in der es für sie schwieriger war. So legten wir den Plan des Abstillens ersteinmal wieder aufs Eis.
Eine ganze Weile verging. Die Nächte waren wieder sehr anstrengend und geprägt vom häufigen Erwachen. Ich dachte schon garnicht mehr an das Projekt Abstillen. Bis es dann etwas schmerzhaft wurde, denn unser Herbstwunder hat mich gebissen. Im Halbschlaf nahm ich sie wieder zu mir und legte sie an mich. Danach wollte ich sie wie immer wieder rüber legen und sie ließ mich dabei nicht los wie sonst immer. Der Tag danach war sehr unangenehm, ich versuchte es dennoch weiter. Aber im Laufe des Tages bemerkte ich das es einfach zu schmerzhaft war. Die andere Seite wollte unser Mädchen seit einer Weile schon nicht mehr. Ich probierte es ihr zu Liebe sie wieder an die andere Seite anzudocken. Es hat soweit auch funktioniert, aber die Schmerzen gingen auch dort wieder los. So beschloss ich kurzerhand, es geht einfach nicht mehr. Mir tat alles weh und ich musste also plötzlich und unerwartet abstillen. Was hatte ich für Bedenken vorher, das unser Mädchen vielleicht viel weinen wird, weil ich ihr etwas nehme was sie doch so lang gewöhnt war.
Ich hätte mir gewünscht, das sie sich allein abstillt. Ich bereitete mich auf das schlimmste vor. Kurz bevor der Abend heran brach und ihre Bettzeit gekommen war, war ich richtig nervös. Wir haben alles so wie immer gemacht, sie gebadet, angezogen, Zähne geputzt usw. Dann haben wir uns beide wie immer in ihr Bett gesetzt und ich habe das heiß geliebte Stillkissen, auf das sie immer noch so gern lag, um mich gelegt und sie wie immer an mich gelegt. Nur statt der Brust gab es einen Schnuller als Ersatz. Nie im Leben dachte ich das sie diesen annehmen wird. Sie benutzt nur äußerst selten einen.
Abschied und Freude gleichzeitig
Und siehe da, sie schlief einfach ein, einfach so, ganz allein, in meinem Arm. Ich war so glücklich und traurig zugleich. Ein Gefühl des Freuens weil sie es allein geschafft hat, und anscheinend garnichts vermisst hat, ein Gefühl von Befreiung, weil sie nicht geweint hat. Aber gleichzeitig auch ein Gefühl der Traurigkeit, denn es bedeutete Abschied. Abschied nehmen von der Stillzeit, eine Zeit in der ich mit meinem Kind ganz fest verbunden war. Eine Zeit die nie wieder kommen wird. Unsere exklusive Mama Tochter Zeit. Es kullerten Tränen, Tränen des Abschieds und auch der Freude. Dieses Gefühl was ich empfand ist nur sehr schwer zu beschreiben.
Das Wunderwerk weiblicher Körper
Und nun sitze ich hier, 4 Tage später und schreibe darüber. Es sind jetzt erst vier Tage vergangen. Aber in diesen vier Tagen hat mein Körper sich wieder ganz von allein umgestellt. Ich habe lediglich die ersten 2 Tage ganz viel Salbei Tee zu mir genommen und die Milch ausgestrichen, wenn ich merkte das es wieder spannt. Und nun ist schon so gut wie wieder Normal Zustand. Der weibliche Körper ist ein wahres Wunder. Nicht nur körperlich hat sich wieder einiges verändert. Auch in meinem Kopf, meine Gedanken sind freier. Ich freue mich jetzt auf die stillfreie Zeit und bin stolz auf mich und meinem Körper.
Ich freue mich wieder über die neu dazu gewonnene Freiheit. Ich habe meinen Körper wieder für mich. Ich bin wieder etwas mehr Frau, nicht nur die Mama. Aber ich werde diese Zeit die wir hatten zusammen immer in meinem Herzen tragen. Ich habe mein Kind ernährt und wir haben es geschafft ohne Probleme abzustillen, von einem Tag auf den anderen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar. Und ich wünsche allen Mamas das auch sie ihren Weg finden diesen Prozess zu erleben wie sie es sich vorstellen.
Die Nächte wurden schlagartig besser. Unser Mädchen wacht kaum noch auf und schläft von ganz allein ein. Ich bin so stolz auf sie, weil sie das so gut macht. Kinder spüren genau wann der Zeitpunkt reif ist für Veränderung. Wir sollten auf ihre Signale achten und dann kommt alles von selbst.
Stillen ist etwas ganz wunderbares. Es wird immer ein Teil von mir, von uns bleiben und unser Weg endet nun hier mit einem richitg guten Gefühl und ganz großer Dankbarkeit. Ich freue mich auf die Zukunft mit meiner kleinen Familie und auf den Weg den wir noch gemeinsam gehen werden.
Wie war euer Weg des Abstillens? Wann habt ihr abgestillt? Haben sich eure Kinder von allein abgestillt? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen!
Eure Steffi
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